la kritze

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Die schönen Mädchen sind nicht zärtlich

Später hatte sie ihm erzählt, dass ihr ältere Männer schon immer lieber gewesen wären. Sie machte ihn über Erzählungen mit ihrem Großvater vertraut, das behagte ihm wenig. Ein tyrannischer Mann sei er gewesen. Hochgewachsen, breitschultrig. Bei seiner Beerdigung hätten sie ihn kaum in den Sarg bekommen. Und Anna lachte. Sie sagte:
Man hatte mich vor ihm gewarnt: Nimm dich in Acht! Kein falsches Wort vor deinem Großvater, hatten Mama und Großmutter gepredigt. Sie trugen Striemen von ihm auf den Rücken, dick wie Flusslinien. Dennoch, ihre Sorgen teilte ich nicht. Mir kam er zahm vor. Mein Großvater arbeitete in einer Molkerei. Er fuhr die Milch aus, aber selbst vertrug er sie schlecht, folglich trank er sie nicht. Den Kaffee wollte er schwarz. An den Abenden brachte ich ihm eine Tasse an den Schreibtisch. In den Abendstunden war er gerne für sich und schrieb Gedichte. Später habe ich sie gelesen - sie waren nicht gut, aber ehrlich. Es war wenig pathetisch daran. Er schrieb, wie er gesprochen hat, einfach, beinah bäuerlich. Wenn Mama ihn versehentlich störte, warf er nach ihr und beschimpfte sie. Nach mir ließ er schicken. Für mich ließ er die Arbeit ruhen. Er nahm mich auf den Schoß. Mein Annusch, sagte er, mein Herzmädchen. Wenn aus dir nichts wird, trenne ich mir die Hände ab.
Ich durfte Pferdchen mit ihm spielen. Er kroch auf allen Vieren, ich hockte auf seinem Rücken und hielt die Zügel in der Hand, eine Wäscheleine, die hatte er sich in den Mund geschoben, die schnitt ihm in die Mundwinkel und wenn ich zu doll zog, klagte er nicht. Ich war eine gute Reiterin. Mein Pferdchen hatte ich im Griff.

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